17.09.2005, 15:18 Uhr
![Robert besucht im Moment nicht das Board.](themes/icons/useroffline.gif) Robert
BW-Meister [Administrator]
![](http://www.rcpanzer.de/apboard/userpics/up_0000000083.jpg)
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Hallo Zusammen,
ich möchte euch Heute ein Projekt vorstellen, das ich seit Anfang des Jahres gebaut habe. Ja, ich weiß, das Projekt hat nur am Rande mit Panzermodelbau zu tun, aber es zeigt ein paar interessante Techniken, die sich auch ganz gut auf Panzermodellbau übertragen lassen.
Eine Wechslladrpritsche "WLP14" der Firma Lohr für den neuen MAN-Multi der Bundeswehr im Masstab 1/16.
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLP14.jpg)
Vorgeschichte:
Wie einige ja schon wissen, bin ich Mitglied in der RK-Modellbau und deshalb auch regelmäßig auf Modellbaumessen als Aussteller mit dabei. Als wir Ende 2003 auf der Modellbaumesse in Leipzig vor dem Messedioramen standen, kam uns das Gelände noch etwas leer vor. Allso haben wir rumgesponnen, was kann man noch so machen, damit Leben in das Gelände kommt. Eine der Ideen war ein feldmäßiges BW-Logistikzentrum mit Umschlaggeräten, BW-Kabinen und natürlich jede Menge MAN-Wechselladepritschen mit Ladegut.
Einer der Kollegen hat dann sofort nach der Messe Verbindung mit der Herstellerfirma Lohr aufgenommen und es tatsächlich geschafft, Verlade-Pläne der Wechselladepritsch für die Bundesbahn mit allen wichtigen Detailmaßen zu bekommen. Wie man sieht, es lohnt sich durchaus, mal beim Hersteller freundlich nach Plänen zu fragen
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/Orginalplan3.jpg)
Dannach ist das Projekt Wechselladepritsche (wie das oft mit sochen Projekten passiert ) wieder eingeschlafen.
Als dann Anfang 2005 meine neue (gebrauchte) CNC-Fräse endlich betriebsbereit war, suchte ich nach einem ersten Projekt mit der ich die Möglichkeiten der Fräse und der dazugehörigen CNC-Software besser kennen lernen konnte. Da kam mir die Wechselladepritsche wieder in den Sinn. Vor allem, weil die Wechselladepritsche so schön Rechteckig ist, erschien sie mir als geeignetes Übungsprojekt für meine neue Fräse.
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/Fraese.jpg)
Da ich als Mitglied der RK-Modellbau auch Zugang zu der Kaserne in Luttmersen habe, habe ich den nächsten Besuch gleich für einen ausführlichen Ausflug in den T-Bereich genutzt und eine Bilderserie mit allen Details einer orginal Wechselladepritsche geschossen.
Danach konnte der Bau der Wechselladeprische endlich beginnen.
CAD-Plan:
Als erstes habe ich mit CAD-Programmen wie Graphic-Works, LightWave, Turbo-CAD und Auto-CAD versucht die Wechselladepritsche als 3D-Modell zu erstellen. Die Versuche habe ich aber sehr schnell wieder eingestellt, weil ich mit der Bedienung der Programme einfach nicht zurecht gekommen bin. Allso habe ich in den saueren Apfel gebissen und die Daten diekt in die CNC-Software StepFour eingegeben. Das bedeutet, das man jedes Bauteil aus einer 1mm (und 5mm) dicken Polyplatte designen und sich den dreidimensionalen Zusammenbau aller Teile ausschließlich nur im Kopf vorstellen muß. Dementsprechend fehlerbehaftet war auch der erst Prototyp der Wechselladeprische.
Wärend der Entwicklung der CAD-Daten sahen die Dateien noch habwegs übersichtlich aus:
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/CADPlan_alt.jpg)
Nachdem ich mit dem Design fertig war, kamen am Ende drei eng gepackte CNC-Dateien dabei raus.
Zwei Dateien für Polyplatten 250x500x1mm und eine Datei für Polyplatte 250x500x5mm
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/CADPlan3.jpg)
CNC-Fräsen:
Das Fräsen der Polyplatten auf der Fräse gestaltete sich eher Problemlos. Lediglich mit dem Eintauchen des Fräsers in das Poly am Anfang einer Fräserbahn hatte ich etwas Schwierigkeiten, weil sich der dabei entstehende Polyspahn immer um den Fräser wickelte. Nach einiger Fräszeit drohte dann ein Verkleben der Fräserbahn durch die entstehende Hitzereibung der Polyspähne am Fräser mit der Polyplatte.
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/Polyplatte.jpg)
Gefräst wurden alle Teile mit einem 1mm Zweischneider-Fischschwanz-Fräser. Die Polyplatte wurde lediglich mit Krepp-Klebeband aus dem Baumarkt auf dem Frästisch befestigt. Das reichte erstaunlicherweise sogar für die 5mm-Polyplatten als Befestigung aus. Zum Fräsen von Polyplatten brauch man aber unbedingt einen Niederhalter an der Fräse, der das Poly wärend des Fräsens nach unten auf den Frästisch drückt. Der Fräser neigt nämlich dazu, die Polyplatte immer von Frästisch nach oben weg zu ziehen. Dadurch stimmt dann die Frästiefe nicht mehr und der Fräser kann dann sogar die Polyplatte in zwei Hälften schneiden .
Die besten Fräs-Ergebnisse hatte ich mit folgenden Einstellungen der Fräse:
Fräser:
1mm Zweischneider-Fischschwanz-Fräser in Industriequalität, keine Proxon oder Drehmelscheiße.
Seitdem weiß ich erst, wie schlecht Proxon und Drehmel wirklich sind
Vorschub:
So schnell wie mit der Fräse möglich, bei meiner Fräse waren das 820 mm/min
Fräserdrehzahl:
So niedrig wie möglich, bei mir ca. 300-500 U/min
Eintauchtiefe pro Fräserduchlauf:
Max. 1,5 x Fräserduchmesser, bei einem 1mm Fräser allso max. 1,5 mm tief.
Wenn tiefere Bahnen gefräst werden müssen, dann mit mehereren Zustellungen fräsen.
Bei diesen Einstellungen war noch nicht einmal eine Kühlung oder Schmierung erforderlich. Wegen des oben beschriebenen Problems mit den Polyspähnen, die sich um den Fräser wickelten, mußte die Fräse leider wärend des gesamten Fräsvorganges ständig überwacht werden, sonst hätte sie auch autonom laufen können.
Die Fräszeit für alle Bauteile einer Wechselladepritsche betrug insgesamt ca. 3,5 Stunden.
Montage:
Heraus kam so etwas wie ein fertiger Modellbaukasten, dessen Einzelteile nur noch aus der Polyplatte ausgelöst und in der richtigen Reihenfolge zusammengeklebt werden mußten. Entsprechend einfach war auch der Zusammenbau. Nacharbeiten waren sogut wie nicht erforderlich. Und wenn doch, wurde das gleich in der CNC-Datei korrigiert und war mit dem Fräsen des nächsten Prototypen nicht mehr nötig.
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPRahmen.jpg)
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPUnten1.jpg)
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPUnten2.jpg)
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPVorne1.jpg)
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPVorne2.jpg)
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPVorne3.jpg)
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPHinten1.jpg)
Beschlagteile:
Parallel zum Fräsen der Polyteile mußten auch ein paar Beschlagteile gefertigt werden, die man beim besten Willen nicht mehr hätte fräsen können.
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPBeschlagteile1.jpg)
Allso wurde von den Beschlagteilen jeweils ein Prototyp aus Metall gefertigt und anschließend in einer Silikonform nachgegossen.
Die Form wurde, aus Spezialsilikon WM701 von Weissmetall, in der der üblichen Art und Weise in einer Legostein-Vorform angefertigt.
Da ich nicht genau wußte, welche Legierung sich für das Gießen so feiner Details am besten eignet, habe ich mich bei der telefonischen Bestellung von der Firma Weissmetall beraten lassen. Emfohlen wurde mir eine Zinnlegierung "Sn-Sb-Pb Schleuderguß-Legierung 72/8/20" (Art.-Nr. bei Weissmetall: 4072) zum Preis von 38,49 € pro Kg. Die Legierung ist wirklich hervorragend zum Gießen von kleinen Beschlagteilen geeignet. Sie schmilzt schon bei ca. 235° Grad und fließt sehr schön in alle Ecken des Gußteils. Leider hat die Legierung nur einen geringen Härtegrad, weshalb sie für mechanisch stark beanspruchte Teile weniger geeignet ist.
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPBeschlagteile2.jpg)
Lackierung:
Die Lackierung gestaltete sich sehr schwierig, obwohl die Wechselladepritsch nur einfarbig Broncegrün ist. Man bekommt mit der Airbrush einfach keine Farbe in die ganze Ecken und Kanten der Unterseite hinein. Heute würde ich zuerst die ganzen unzugänglichen Stellen mit einem Pinsel vormalen und anschließend zum Finish mit der Airbrush drüberlackieren. Insgesamt sind mit allen Prototypen bis heute fünf Wechselladepritschen entstanden.
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPLackiert.jpg)
Diorama:
Die ersten öffendlichen Auftritte haben die Wechselladepritschen auch schon hinter sich. Hier als Teil eines feldmäßigen BW-Logistikzentrums auf dem Diorama der RK-Modellbau wärend der Modellbaumesse Magdeburg.
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPDiorama1.jpg)
![](http://www.rrudloff.de/WLP14/WLPDiorama2.jpg)
Trotz der ganzen Mühen, sind die Wechselladepritschen immer noch nicht ganz fertig. Es fehlten noch die Decals und der Zurrbalken mit den Verladeketten.
... und natürlich jede Menge Ladegut
Gruß Robert
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Beitrag 3 mal editiert. Zuletzt editiert von Robert am 17.09.2005 15:52.
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